Wie können wir gegenseitige Enttäuschungen vermeiden?


Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient sollte vertrauensvoll und offen sein. Sie können sich mit allen Fragen an mich wenden. Ich erwarte im Gegenzug, daß Sie mir gegenüber ebenfalls offen sind. Wenn Sie einen anderen Arzt aufsuchen wollen, so bitten Sie einfach um eine Überweisung und Sie werden diese erhalten. Dann werde ich über die erhobenen Befunde auch informiert und kann dafür sorgen, daß nicht etwa unverträgliche Medikamente zum Einsatz kommen. Wenn Sie ohne meine Kenntnis andere Ärzte aufsuchen, so zeigen Sie mir, daß Ihr Vertrauen mir gegenüber Lücken hat. Dann sollten Sie auch nicht erwarten, daß ich Sie über diese Befunde berate.


Ähnliches gilt für externe Patienten, die mich “als Spezialisten” zu Rate ziehen. Sie sollten eine Überweisung des Hausarztes und alle Vorbefunde möglichst vollständig mitbringen. Dann können  wir gemeinsam diese Befunde besprechen, eventuelle Lücken in der Diagnostik füllen und ein vernünftiges Gesamtbild erarbeiten. Doppeluntersuchungen sind so vermeidbar.


Wenn ein Patient das Gespräch allerdings mit dem Satz eröffnet, daß er “selbstverständlich ohne Wissen seines Hausarztes kommt und nicht wünscht, daß dieser von seinem Besuch bei mir Kenntnis erhält”, dann hat das für mich (ich bin ja selbst Hausarzt) einen sehr unangenehmen Beigeschmack.

Ebenso erwarte ich von einem Gesprächspartner, der mir als erstes mit Verschwörermiene erklärt, daß ja alle Ärzte keine Ahnung hätten, daß er bei der erstbesten Gelegenheit auch über mich derartige Äußerungen tut- er möge mich also bitte verschonen!


Dann gibt es noch die Leute, deren Meinung zu ihrem Krankheitsbild schon völlig feststeht- sie haben schon alles gelesen, alles verstanden und ihre Diagnose selbst gestellt - sie brauchen nur noch einen Sachverständigen, der diese Meinung mit Stempel und Unterschift versieht, damit das Sozialgericht oder das Versorgungsamt diese auch anerkennen - diese sind bei mir an der völlig falschen Adresse. Ich möchte beraten und mein Fachwissen gerne einbringen, aber nicht als Erfüllungsgehilfe mißbraucht werden.